Weilten im Jahr 1870 etwa 80 Badegäste in dem Dorf Binz, so waren es 15 Jahre später schon mehr als zehnmal soviel. Dieser erstaunliche Anstieg seit der Gründerzeit hing mit dem wachsenden Erholungsbedürfnis des deutschen Bürgertums zusammen. Man wollte im Sommer den immer größer werdenden Städten entfliehen und für Wochen die Frische der Luft- und Wasserkurorte genießen. Zunehmend wurde es Mode, an die See zu reisen, und man benötigte angemessene Unterkünfte.
So entstanden in Binz zwischen 1885 und 1900 fast 60 Häuser, vor allem für damalige Verhältnisse moderne Hotels und Pensionen. Nun mussten die begüterten Sommerfrischler, die mit der gesamten Familie und oft mit Dienstpersonal anreisten, nicht mehr wie Jahrzehnte zuvor noch den halben Hausrat mitbringen. Zweckmäßigerweise mietet man eine ganze Wohnung.
Die Ausstellung zeigt ein kleines, aber vornehmes Wohnzimmer - einen Salon. So kann es im Kurhaus, dem 1893 eingeweihten ersten Haus am Platz, ausgesehen haben (Modell des 1906 abgebrannten älteren Baus gegenüber).
Der Salon diente dem geselligen Aufenthalt am Tage und des Abends. In ihm dominieren das prachtvolle Sofa mit seinen filigranen Schnitzerein in der Rückenlehne und der schöne Tisch. Kostbare Terrinen befinden sich auf der Etagere. Eine aus der Binzer “Villa Sonnenschein” stammende Petroleumlampe vermittelt historische Atmosphäre.
Gewiss hat der “multifunktionale” Kinderstuhl (von etwa 1920/30) damals nicht im Salon gestanden. Aber den Ausstellern gefiel er so gut ...
Die Wilhelminische Zeit war von militärischem Geist erfüllt. Wer auf sich hielt, schmückte seine Repräsentationsräume mit Bildern und Fotos aus dem eigenen Militär- und Reservistenleben. An den Wänden befinden originale Abbildungen von damals: Grenadierregiment Nr. 2 “Stettin” (rechts) und Infanterieregiment 42 “Stralsund” mit stolzen Binzer Uniformträgern (links).