Bauernküche um 1914/20

Wenn der Fremdenverkehr auch das Bild des Ortes Binz in Richtung Strand und das Leben seiner Einwohner allmählich veränderte, so gab es neben den Hoteliers, Pensionsinhabern und Geschäftsleuten natürlich weiterhin einfache Bauern und Fischer, Dienstmädchen und Knechte. Für sie verlief der ärmliche Alltag wie gewohnt, auch wenn sie nun mehr Möglichkeiten besaßen, sich im Dienste der Sommerfrischler etwas hinzuzuverdienen.

Straßenführung und Breite des ersten und lange Zeit einzigen Binzer Weges - der jetzigen Bahnhofstraße - haben sich bis heute kaum verändert. Fischer- und Bauernhäuser säumten einst den ungepflasterten Weg. Winzige Vorgärten, eine Sitzbank und Abstellflächen befanden sich vor den Häusern. Allmählich  haben sich dann die für Sommergäste errichteten Balkone und Vorbauten bis an den Gehweg herangeschoben.

 

Längst hatte sich der Geschmack der einfachen Leute verändert. Waren die Kammern ihrer Großeltern noch weiß gekalkt, so schmückte man nun die Innenräume gern mit fröhlichen Mustern. Mit Rollen (Musterwalze) und Leimfarben wurden sie geduldig aufgetragen (Küche vorn: Wickeltechnik). Beide Verfahren wandte man vielerorts noch bis in die 1960er Jahre an. Typisch für die Küchenwände war optische Zweiteilung: bis zur Sockelhöhe farbig, dann oben ein frisches Weiß.

Auch Küchenschränke, Stühle, Tische und sonstige Möbelstücke wurden, wenn es nötig schien, mit frischer Ölfarbe verschönt.

 

Von der Küche schaute man zumeist auf den Innenhof, auf Ställe, Schuppen und Gartenland. Dort wurden Handwerksarbeiten verrichtet, Erntefrüchte eingelagert und Vieh gehalten. Wollte man durchkommen, musste man Schweine, Gänse, Hühner und Schafe haben. Das Schlachtfest war dann immer ein Höhepunkt! In der Küche sind Geräte, die beim Verarbeiten des Fleisches Verwendung fanden, ausgestellt. Unter dem Tisch - die große Molle für das Fleisch, der Block und das Fleischerbeil. Auf dem Tisch rechts lädt ein Schnaps zum Schlachtfest ein...

 

 

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